Dr. Richard Barabasch, Allgemeinarzt
Friedenstraße 26, 76461 Muggensturm
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Diskussionsbeitrag vom 5.2.99 :
Das Problem der derzeitigen Zeitläufe liegt darin, daß die Ärzteschaft zum größten Teil, sprich 90%, Kassenärzteschaft geworden
ist und auf diese Art und Weise ihren freien Beruf nicht mehr auszuüben imstande ist.
Die Unterschrift unter einen Kassenarztvertrag ist gleichzusetzen mit dem freiwilligen Platznehmen auf einem elektrisierenden
Stuhl mit der Schlinge, die um den Hals paßt, vor Augen. Dies liegt an der Ungleichheit der Qualität der sogenannten Partner
" Krankenkassen" und " Kassenärzteschaft".
Die KV `en als Verwaltungsorgane stehen mental den Krankenkassen als Auch - Verwaltungsorganen wesentlich näher als
der offiziell vertretenen Kassenärzteschaft. Patienten sind für KV`en und Krankenkassen Objektive mit Nummern, für die
Kassenärzte jedoch Menschen mit menschlichen Problemen, denen sie zu Leibe rücken und die sie zu "heilen" suchen.
So haben die Krankenkassen zwar denselben anvisiert wie die Kassenärzte, jedoch tragen beide Seiten ein unterschiedliches
Bild dieser Menschen in sich (s.o.)
Die Ärzte stehen formaljuristisch und zivilrechtlich unter einer klaren Leistungspflicht: Stand der Wissenschaft und Evidenz
based Medicine. Sozialrechtlich aber sind sie monetär geknebelt und als Erfüllungsgehilfen der Krankenkassen degradiert,
die politisch wesentlich besser gestützt werden, als die Kassenärzte, die unfähig sind, ihre tatsächlichen Leistungen an den
Krankenkassenversicherten auch als Leistungen darzustellen und deren entsprechende Beachtung einzufordern. Symbolisch
dafür ist die Tatsache zu sehen, daß sich die Kassenärzteschaft in floatenden Punktwerten nach einem halben Jahr der
Leistungserbringung abfinden lassen, was kein gewerkschaftlich orientierter Beruf oder ein sonstwie " freier" Beruf sich je
hat gefallen lassen oder sich je gefallen lassen würde.
So lautet die Wahrheit der Medizin: Die Medizin ist eine Kunstrichtung und bedient sich bei ihrem Tätig-Werden
wissenschaftlicher Grundlagen. Gute ärztliche Leistung ist nur erbringbar hart an der Wahrheit der Diagnose(findung)
und der darauf folgernden Therapie. Die vertragsärztlich, oder auch kassenärztlich genannte Tätigkeit degeneriert die
Kassenärztin und den Kassenarzt und mutiert sie aus finanziellen Gründen des Umsatzes bzw. Einkommens der Kassen
sowohl, als auch der Ärzte zu einem Abhängigen der Vertragsgegner, sprich Krankenkassen.
Dies geschieht zu Zeiten einer Politik, die nicht bereit ist, für die Gesundheit ihrer Wähler und für deren Senium oder Zukunft
zu investieren zu Ungunsten von Eurofighter; die Szene ist umgeben von jährlichen
Schwarzbüchern des Bundesrechnungshofes mit jährlichen Zahlen von 30 000 000 000 DM verschleuderten Steuergeldern.
Im Grunde bräuchte es nur ein Gesetz mit einem einzigen Paragraphen, der so lautete: Alle im Gemeinwesen tätige und dem
Gemeinwesen verpflichtete Menschen unterliegen der Verantwortung ihres Tuns und haften dafür. Dies hätte den übergroßen
Vorteil, daß damit auch Beamte in die Pflicht genommen wären und eigenverantwortlich und haftungsrechtlich für ihre Vergehen
wider die eingetriebenen Steuergelder zur Rechenschaft gezogen werden könnten.
Alle Kommentare zum Ärzteprotest sind von scharfsinniger bis bissiger, ironischer, aber auch wahrheitsgetreuer Motivation und
Affektlage gekennzeichnet, die im Hintergrund diese Tatsachen sehen und nicht wegleugnen.
Welche Institutionen - seien es nun Kirchen oder die KV- sind immer darauf aus, ihre Pfründe zu schützen, was ihnen ein
sozusagen immanentes Prinzip ist, da jede Verwaltung sich Not wendend empfindet oder darstellt. Hier ist eine Umstrukturierung
aufgrund von Umdenken erforderlich., was jedoch nur sinnvoll geschieht, wenn eben jene oben angesprochene Verantwortung
und Haftung für sein Tun/ihr Tun verbindlich gemacht und juristisch einwandfrei geregelt ist.